OA 1944 DE 1948 Form Roman Epoche Moderne/Exilliteratur
Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Emigrationserlebnisse schildert der Roman von Anna Seghers auf bewegend-dokumentarische Weise die tragischen Lebens- und Schicksalswege der Verfolgten des Nationalsozialismus im besetzten Frankreich des Jahres 1940/41. Transit überzeugt gleichermaßen als politische Stellungnahme gegen den faschistischen Terror wie als Klage über die seelisch-existenziellen Folgen der Vertreibung ins Exil.
Inhalt: Im Mittelpunkt von Transit steht – wie in dem ersten Roman der Autorin über die Zeit des Nationalsozialismus Das siebte Kreuz – ein junger deutscher Arbeiter, der aus einem Konzentrationslager nach Frankreich fliehen kann, dort aus der Internierungshaft entkommt und in Paris untertaucht. Nach der Invasion deutscher Truppen im Sommer 1940 gelangt Seidler, wie sich der Deutsche nennt, zufällig in den Besitz der Habseligkeiten eines Toten, darunter ein gültiges Einreisevisum für Mexiko. Die Flucht führt den Protagonisten weiter nach Marseille, das damals Tausende Emigranten beherbergte, die von dort Europa Richtung Übersee zu verlassen hofften. Im Gewimmel der Flüchtlinge, die sich verzweifelt und zumeist aussichtslos um Ausreisemöglichkeiten bemühen, lernt der Romanheld die junge Deutsche Marie kennen – die Ehefrau des Mannes, durch dessen Selbstmord Seidler mit Personalpapieren versorgt wurde. Seidler, der sich den Emigrantenkreisen gegenüber distanziert verhält, verheimlicht Marie den Tod ihres Ehemanns, wird jedoch ihr und ihrem Geliebten erfolgreich Visa und Schiffspassagen beschaffen. Seine eigene Ausreise bereitet Seidler trotz guter Aussichten allerdings nurmehr unzureichend vor: Er hat eingesehen, dass jede Weiterflucht sinnlos ist, taucht auf dem Land unter und schließt sich dem französischen Widerstand an. Das Emigrantenschiff, auf dem sich Marie befindet und das auch Seidler hätte befördern sollen, wird auf dem Atlantik versenkt.
Aufbau: Wie Das siebte Kreuz wird auch der Aufbau von Transit maßgeblich durch Seghers’ ausgefeilte Episodentechnik bestimmt, die eine umfassende und überzeugende Darstellung der Existenzbedingungen in der Emigration ermöglicht. Um den Protagonisten und Ich-Erzähler gruppiert die Verfasserin eine Vielzahl von Figuren, deren tragische Einzelschicksale zusammengenommen alle Facetten des »Lebens auf der Flucht« widerspiegeln. Dabei konzentriert sich Seghers einerseits darauf, das Elend der Emigration als unmittelbare Folge des europäischen Faschismus, vor allem des deutschen Nationalsozialismus, anzuklagen. Andererseits veranschaulicht die Autorin auf diese Weise, dass der Gang ins Exil für die Betroffenen – neben allen materiellen Nöten – zugleich den unumkehrbaren Verlust ihrer bisherigen Identität bedeutet. Wie der Alltag der Emigranten von der menschenunwürdigen, meist erfolglosen Jagd nach rettenden Transit-Visa bestimmt ist, verformt sich das Dasein der Flüchtenden zunehmend zu einer ewig-vorläufigen, sinnbildlich »transitorischen« Existenz, die die Grenzen der eigenen Persönlichkeit schließlich unaufhaltsam verwischt.
Wirkung: Der 1944 auf Englisch, 1945 auf Spanisch und erst 1948 auf Deutsch erschienene Roman gilt bis heute als eines der authentischsten und eindringlichsten Werke der Exilliteratur. Als überzeugende Symbiose von antifaschistischem Engagement, dokumentarisch vermittelter Augenzeugenschaft und künstlerischer Ambition trug Transit maßgeblich zum Renommee von Anna Seghers bei. T. S.
Verfasserangabe:
Anna Seghers
Medienkennzeichen:
LNI
Jahr:
1997
Verlag:
Berlin, Aufbau-Taschenbuch-Verl.
Aufsätze:
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Systematik:
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LNI
Interessenkreis:
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Klassik
ISBN:
3-7466-5153-0
Beschreibung:
3. Aufl., 290 S.
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Sprache:
Deutsch
Mediengruppe:
Buch