OT Burger’s Daughter OA 1979 DE 1982Form Roman Epoche Moderne
Das poetische Porträt einer jungen weißen Frau in Südafrika, die sich nach einem Reifeprozess dem politischen Vermächtnis ihrer Eltern, zwei radikalen Kämpfern gegen die Apartheid, stellt, ist zugleich ein großer politischer Roman.
Inhalt: Rosa Burger wächst als Tochter des angesehenen Arztes Lionel Burger in Johannesburg in einem hochpolitischen Umfeld auf. Ihre Eltern engagieren sich in der Kommunistischen Partei Südafrikas gegen das Regime der Rassentrennung. Als sie im Gefängnis landen, muss Rosa mit 14 Jahren den Haushalt allein organisieren. Mit 18 verlobt sie sich zum Schein mit einem Regimegegner, zu dem politische Kontakte aufrecht erhalten werden sollen. Mit 20 Jahren ist sie als Tochter ihres zu lebenslanger Haft verurteilten Vaters politisch abgestempelt und als Bürgerin ohne Reisepass.
Nach dem Tod ihrer Eltern fühlt sich die 25-jährige Rosa zunächst verpflichtet, deren Arbeit fortzusetzen. Doch dann weigert sie sich zum ersten Mal, die erwartete Rolle zu übernehmen. Nachdem sie endlich ihren Pass erhalten hat, reist sie nach Europa. In Frankreich lernt sie Katya, die erste Frau ihres Vaters, kennen und den linksgerichteten Intellektuellen Bernard lieben. In London trifft sie ihren im Exil lebenden schwarzen Ziehbruder Baasie wieder, der sie als Weiße zurückweist. Inmitten des kultiviert-dekadenten Lebens in Europa erkennt Rosa, wo sie hingehört. Sie kehrt zurück nach Südafrika und nimmt den Kampf gegen die Apartheid wieder auf.
Aufbau: Der Roman erzählt eine politische Geschichte als Einzelschicksal. Das brutale Regime der Rassentrennung dringt in jede Privatsphäre ein. Wer sich – wie die Burgers – auflehnt, er-fährt die gnadenlose Härte des staatlichen Sicherheitsapparats. Die politische Lage eskaliert 1976, als die unterdrückte Bevölkerungsmehrheit im Johannesburger Schwarzenviertel Soweto einen Aufstand beginnt, der von der Polizei niedergeschlagen wird und mehrere hundert Todesopfer fordert.
Der komplexen Entwicklungsgeschichte von Rosa entspricht eine vielschichtige Erzählstruktur. Der Roman ist aufgefächert in inneren Monolog, szenische Darstellung und Bericht, Erinnerung, Assoziation und philosophische Reflexion. Von allen Seiten lernt der Leser Denken und Fühlen Rosas kennen, sogar aus der Sicht der Polizei. Über weite Strecken spricht Rosa zu imaginären Zuhörern, die ihre persönliche Entwicklung spiegeln: zuerst mit Conrad, ihrem einstigen Geliebten in Südafrika, dann mit Katya. Zuletzt findet sie zum Vater zurück, dessen Figur an den südafrikanischen Kommunistenführer Bram Fischer (1908–1975) erinnert. Nadine Gordimer stilisiert aber keine Helden, sondern folgt den Spuren engagierter Bürger, die aus persönlicher Erfahrung von Unrecht und Gewalt durch ihre Zivilcourage Beispiel geben.
Wirkung: Nach den Aufständen von Soweto 1976 bezog die englischsprachige Literatur Südafrikas aus verschiedenen Perspektiven Stellung zur Apartheid. Der sog. Tendenzroman schilderte die Ereignisse aus der Sicht der Schwarzen. Zur wichtigsten weißen Stimme wurde Nadine Gordimer. Ihr Roman Burgers Tochter wurde von den südafrikanischen Behörden wegen angeblicher kommunistischer Propaganda verboten und erst nach weltweiten Protesten von der Zensur freigegeben. Emotional bewegend und künstlerisch anspruchsvoll bekennt sich die Autorin in diesem Werk zu einem mutigen Humanismus, der als Lebenshaltung täglich neu bewiesen werden muss. B. B.
Verfasserangabe:
Nadine Gordimer. Aus d. Engl. von Margaret Carroux
Medienkennzeichen:
LNI
Jahr:
1982
Verlag:
Frankfurt am Main, Fischer-Taschenbuch-Verl.
Aufsätze:
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Systematik:
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LNI
Interessenkreis:
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Klassik
ISBN:
3-596-25721-2
Beschreibung:
Ungekürzte Ausg., 391 S.
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Sprache:
Deutsch
Originaltitel:
Burger's daughter <dt.>
Fußnote:
Lizenzausg. d. S.-Fischer-Verl., Frankfurt am Main
Mediengruppe:
Buch